Projekttage …

...könnte man es nennen – fast wie in der Schule!!!. Wir kamen nach Griechenland und steuerten auch ohne grosse Umwege ein Klettergebiet an, welches auf dem Weg in die Türkei lag. Da wir in Mazedonien nicht so viel Glück mit dem Wetter hatten und demzufolge die Kletterei ins Wasser fiel, sah es hier wettertechnisch besser aus. Wir fuhren also nach Nea Iraklitsa, was in der Nähe von Kavala liegt. Das Dorf war zu dieser Zeit wie ausgestorben, was aber kein Grund für uns war, uns mitten im Dorf nieder zu lassen. Wir machten es uns auf einer Anhöhe gemütlich wo es keinen stören sollte – dies auch für gute zwei Wochen der Fall war. Noch am Ankunftstag wurde die eine Hälfte (welche uns aufgrund einer im Internet gefundenen Topo auch „bekannt“ war) begutachtet. Es sah super aus – aber auch sehr schwer. Da die Topos der „Red Rocks“ etwas verwirrend waren, taten wir gut daran, unser Können selbst einzuschätzen und die Schwierigkeiten der Routen ebenfalls (wir fanden weder Routennamen noch Schwierigkeitsgrade an den Felsen).

Das Kletterpanorama unserer Projekttage - traumhaft
Das Kletterpanorama unserer Projekttage – traumhaft

Es blieb uns nur zu beurteilen, dass das Ambiente absolut toll war und der Fels auch. Dies machte Lust auf die Vertikale und wir freuten uns beide, in den nächsten Tagen was zu schaffen. Leider zog uns erst ein verregneter Tag einen Strich durch die Rechnung. Dann aber ging es los. Wir kletterten und danach wurde der Schwierigkeit von beiden eingeschätzt. Die Routen weiter am Meer liessen wir erst einmal links liegen, weil wir sie als sehr schwer einschätzten, wollten sie aber in den kommenden Tagen auch angehen.

Auch so konnte es aussehen - Sonnenaufgang bevor es an den Fels ging
Auch so konnte es aussehen – Sonnenaufgang bevor es an den Fels ging

Am dritten Klettertag fanden wir noch einen anderen Sektor, da wir weder Namen noch Topos fanden, wollen wir ihn Freundinnen Fels nennen. Wir beschlossen, auch hier einen Tag zu verbringen, was auch gleich am nächsten Tag umgesetzt wurde. Die Routen waren nicht sehr schwer aber dafür sehr schön und mit einem absolut atemberaubendem Panorama im Rücken. Auch nutzten wir bei gutem Wetter die Gelegenheit und filmten in der Wand mit unseren Kameras. Es hat Spass gemacht, kostete aber unheimlich viel Zeit, die Kameras in der Wand jedes mal richtig zu positionieren, dass man auch genau das drauf hat, wie man es sich vorstellt oder besser gesagt was man will.

Die Cam in der Wand - das anbringen war jedesmal eine etwas längere Angelegenheit
Die Cam in der Wand – das Anbringen war jedesmal eine etwas längere Angelegenheit
Wie man hier gut sehen kann
Wie man hier gut sehen kann

Die Tage vergingen und es kam ein Alltag ins Spiel: wir gingen gegen Mittag Klettern und gegen Abend ins Dorf zum Einkaufen ... so verloren wir auch ein wenig die Lust an den Red Rocks und fanden per Zufall den Sektor „Remvi“, als wir eines Tages mit den Rädern nicht auf der Strasse nach Nea Iraklesa fuhren, sondern an der steilen Küste entlang fuhren und einen Abzweig verpassten. Hier waren Namen und zum Teil auch Schwierigkeiten angeschrieben und es sah auch abwechslungsreich aus. Wir beschlossen am nächsten Tag hierher zu kommen. Gemacht getan – auch eine gute Topo hatten wir gefunden. So stiegen wir leicht ein und steigerten uns schon am ersten Tag im Zuge von 4 schönen Routen. Kleine, griffige Leisten oder grosse Schuppen – aus dem Überhang hinaus und in jedem kleinen Loch festklammern. Die Motivation kam zurück und wir beschlossen, auch die Schwierigkeit zu steigern.

Der alltägliche Weg zu den Felsen - hier nach dem klettern eine kleine Pause auf dem Heimweg
Der alltägliche Weg zu den Felsen – hier nach dem klettern eine kleine Pause auf dem Heimweg

Als wir am zweiten Tag in eine schöne überhängende Route einstiegen, kamen schon nach kurzer Zeit Locals und begutachtete uns. Schon beim Einstieg hatten wir unsere Schwierigkeiten und uns wurde von den Jungs offenbart, um was es sich wirklich handelte. Nun war es uns auch klar, wieso wir nicht voran kamen. Nach einem kurzen Gespräch wurden uns zwei technische Routen empfohlen in einer schönen vertikalen Wand. Diese gingen wir noch am gleichen Tag an ... Viagra sollte zu unserem Projekt werden.

Viagra - mal von unten betrachtet
Viagra – mal von unten betrachtet

Nach dem ersten Versuch unvorstellbar – trotzdem blieben wir dran. Auch Theres, die sich beim ersten Versuch besser anstelle als Johannes, empfand die Kletterei als sehr anspruchsvoll. An diesem Tag blieben wir nach zwei Versuchen von Johannes und einem von Theres erfolglos – uns hatte aber der Ehrgeiz gepackt, da die Route wunderschön war. Kleine Schuppen oder Fingerlöcher, welche man durch das richtige Platzieren der Füsse und Verschieben des Körperschwerpunktes als gute Griffe nutzen konnte. Leider zog uns am nächsten Tag wieder einmal Regen einen Strich durch die Rechnung und wir mussten an diesem Montag durch die Fenster von Emma der Aussenwelt zuschauen. Aber am nächsten Tag ging es wieder los. Das Filmequipment im Gepäck und mit der Absicht es heute zu schaffen, kletterten wir uns ein. Eher ungeschickt im Nachhinein – die ausgewählte Route war leicht aber der Anfang war kraftraubend. So machten wir eine kleine mentale Pause. Johannes ging voller Enthusiasmus das Projekt an und schaffte es auch über den Start hinaus, leider scheiterte er wieder an seiner Schlüsselstelle ...

Eben die Schlüsselstelle ...
Die Schlüsselstelle …

Einwurf: Für die Kletterer unter euch und natürlich auch für die, die es interessiert, möchte ich den Routenverlauf kurz schildern: Die Route begann mit einem schönen grossen Überhang, welcher sich über die ersten 4 bis 5 m erstreckte. Ein klassisches Boulderproblem, was mit ein wenig Können aber eigentlich gar kein Problem darstellte, da ausreichend schöne Griffe und ebenso schöne Tritte vorhanden waren. Danach gelangte man auf einen kleinen Vorsprung, auf welchem man gut den Armen ein wenig Erholung schenken konnte. Von diesem aus stieg man nach rechts in eine schöne vertikale Platte ein, mittels einer guten Schuppe ... die dann bis kurz vor Ende auch der einzige Griff war, welchen man mit allen Fingern sinnvoll benutzen konnte. So ging es mit Hilfe von kleinen Fingerlöchern und schönen Leisten und dem Verlagern des Schwerpunktes ca. 10 m in die Höhe, wo dann die letzen ca. 2,5 m wieder leicht positiv geneigt und mit schönen Griffen ein reinstes Kinderspiel waren. Als technische Felskletterei bekamen wie diese Route empfohlen – die Beschreibung passte super!!!

Theres am Sichern ... allzeit bereit Johannes zu fangen
Theres am Sichern … allzeit bereit, Johannes zu fangen
Irgendwo am Fels
Irgendwo am Fels

Nach einem weiteren Versuch, an welchem ab der Schlüsselstelle bis zum positiven Teil durchgestiegen wurde, war Johannes wieder guter Dinge, nachdem er beim ersten Versuch gestürzt war. Nun kam der Zweite Versuch von Theres, welche sich die Route nochmals in Ruhe anschaute und für das ein oder andere Problem Lösungen suchte und auch fand. So verbrachte sie eine gute Stunde an der Wand und war danach auch erschöpft aber zugleich positiv gestimmt, dass der nächste Versuch schon der letzte sein könnte.

Pausenbesprechung - wie kann man was besser machen??
Pausenbesprechung – wie kann man was besser machen??
Zwei Finger zum festhalten sind besser als keine!!
Zwei Finger zum Festhalten sind besser als keine!!
Aber Profis ziehen sich an solchen Leisten hoch ...
Profis ziehen sich an solchen Leisten hoch …
Die Ruhe vor dem Sturm - nochmal in sich gehen vor dem nächsten Versuch
Die Ruhe vor dem Sturm – nochmal in sich gehen vor dem nächsten Versuch

Nach einer schönen langen erholsamen Pause der nun vierte Versuch von Johannes – von unten bis oben – es gelang! Mit schlotternden Beinen auf den letzen paar Metern, kam er oben an und brach dies auch mit einem Freudenschrei zum Ausdruck, auch der Fischer welcher unweit der Küste in seinem Boot sass, freute sich mit und erwiderte den Schrei!

Wir schauen lieber das der Tritt sitzt dann kann der halt an den Händen auch mal für unsere Verhältnisse schlecht sein
Wir schauen lieber das der Tritt sitzt, dann kann der Halt an den Händen auch mal für unsere Verhältnisse schlecht sein
Auch Theres war Glücklich das es Johannes geschafft hatte
Auch Theres war Glücklich, dass es Johannes geschafft hatte
So kann der Sonnenaufgang aussehen ...
So kann der Sonnenaufgang aussehen …
... oder so ...
… oder so …

Theres begann einen weiteren Versuch, gab diesen aber ohne grosse Gegenwehr auf und feilte nochmals ein wenig an der ein oder anderen Stelle, bis diese sicher sassen. Nicht ganz ihr Tag, aber nun war sie optimistisch gestimmt für den kommenden Tag. So war ein weiterer Tag an der Wand vorüber und wir genossen unseren Abend mit gutem Essen und atemberaubenden Sonnenuntergang. Nächster Morgen, gutes Frühstück nach einem genauso atemberaubenden Sonnenaufgang. Und los ging es – am Fels kletterten wir uns ein. Dieses mal geschickter und Theres fühlte sich auch wohl. Johannes machte die Route nochmals im Vorstieg – dieses Mal mit mehr Sicherheit!! Nun der nächste Versuch von Theres – auch hier muss man nicht mit vielen Worten um sich werfen – Sie schaffte es mit Bravour nach oben. Kleine Unsicherheiten wurden von Johannes weggeschrien ... :)

Das Boulderproblem - mit Bravour gemeistert
Das Boulderproblem – mit Bravour gemeistert
Es geht weiter in den technischen Teil
Es geht weiter in den technischen Teil
Die Schlüsselstelle ... einfach schnell überklettert
Die Schlüsselstelle … einfach schnell überklettert
Auch Theres war glücklich das Johannes
Glücklich, dass der Fels bezwungen wurde

So Haken an dieses Projekt – das nächste kann kommen!! Leider war es nicht mehr hier in Remvi, wo es eindeutig noch viel zu tun gegeben hätte, aber es zog uns weiter!! Schönes Klettergebiet in welchem man wie ihr lesen könnt, sich auch mal für eine Zeit verlieren kann und mit mehr Motivation auch viel mehr klettern kann!!!

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