Ja auf was den? Genau, auf unseren Sohnemann, wegen welchem wir uns nach Neujahr wieder rechtzeitig auf den Weg nach Tbilisi gemacht haben.
Nachdem wir zwei Wochen bei eher kühlen Temperaturen am Tbilisi See standen, zogen wir in unsere Wohnung in der Stadt ein. Emma konnte direkt unten am Haus geparkt werden und erst hiess es einmal, fast alles aus dem Lkw in die Wohnung zu tragen. Unserer Fitness zuliebe lag sie im obersten Stock, 103 Treppenstufen waren zu bewältigen. Wir genossen die Wohnung und all ihre Annehmlichkeiten und waren schon bald nicht mehr alleine. Zuerst kamen Sven und Martina und genossen das warme Dach über dem Kopf, anschliessend kam der fliegende Wechsel mit Chrissy und Paul, welche mit einem orangen Bus unterwegs sind und keine Heizung im Bus haben. Gesellig wars mit grillen, gemeinsam kochen und Wein trinken.
Und dann kam der Geburtstermin näher und verstrich wieder, ohne dass etwas passierte. Als es dann 9 Tage nach dem Termin war und der kleine Mann noch immer keine Anstalten machte, seine warme Höhle zu verlassen, gingen wir wieder einmal in die Geburtsklinik. Dort waren sie sichtlich geschockt, dass unser Sohn noch nicht da war und wir schon einige Tage über dem Termin waren. Es wurden ein paar Untersuchungen vorgenommen und dann beschlossen, dass die Geburt eingeleitet wird. Am nächsten Morgen, am Samstag um 6.23, erblickte Mattis das erste Mal die Welt und uns in Tbilisi.
Zwei Stunden später durften wir ihn in den Arm nehmen und endlich konnten wir Mattis geniessen, der mit uns die letzten 10 Monate mitgereist und während der Zeit fleissig gewachsen war.
Am gleichen Tag kamen noch Chrissy und Paul ins Spital, zum einen um Mattis zu begrüssen und zum anderen, um sich im gleichen Atemzug zu verabschieden, da sie sich auf den Weg nach Griechenland machten. Wir genossen die Zeit mit den Zweien in der Wohnung, es hat sich angefühlt wie das Leben in einer WG.
Nach zwei Tagen wurden wir nach den letzten Checks im Spital entlassen und wir begannen, uns nun zu dritt in der Wohnung einzurichten. Vier Tage später kamen die Eltern von Theres zu Besuch, um ihren neuen Enkel zu bewundern und uns auch ein wenig zu helfen, war es doch eine grosse Umstellung, Mattis alle paar Stunden zu füttern, wodurch auch unser Schlaf litt. In der gleichen Zeit beantragten wir die Geburtsurkunde für Mattis. Nach einer halben Woche hatten wir die Geburtsbestätigung aus der Klinik und nach einer geschlagenen Woche mit ca. 7 Besuchen im Justizhaus und diversen Übersetzungen hielten wir endlich auch die georgische Geburtsurkunde in der Hand. Zur Anmeldung auf der Deutschen und der Schweizer Botschaft hiess es nun, diverse Dokumente übersetzen und mit Apostillen versehen zu lassen, was nochmals drei Wochen in Anspruch nahm. In der Zwischenzeit unternahmen wir kleinere Ausflüge mit den Eltern oder sie erkundeten die Umgebung ohne uns.
Gleichzeitig war Johannes mit dem Einbau der neuen Heizung im Lkw beschäftigt und so war immer etwas los.
Kurz bevor die Eltern von Theres sich wieder auf den Weg in die Heimat machten, kamen Oma und Opa aus Deutschland. Alle zusammen machten wir einen Ausflug zum Fernsehturm und gingen anschliessend in Tbilisi lecker Essen.
In der kommenden Woche wurde Mattis von Oma und Opa umsorgt, so dass wir die Zeit fanden, den Heizungsumbau abzuschliessen. Die letzten paar Tage verbrachten wir alleine als frisch gebackene Familie in der Wohnung und genossen nochmals ausgiebig deren Komfort. Nach fast sechs Wochen zogen wir wieder in Emma ein und stellten uns wie gewohnt an den Tbilisi See.
Ganze drei Wochen blieben wir dort, so hatten wir die Möglichkeit, uns an das Leben im Lkw zu gewöhnen, waren die Platzverhältnisse nun plötzlich noch beengter und das Stillen auf so engem Raum musste erst geübt werden. Hauptsächlich widmeten wir uns dem Schlaf nachholen, Waschen von Windel und Kleider und Kochen. Daneben konnten wir einige Punkte unser Emma To-do Liste abarbeiten, so hat Johannes den Separfilter eingebaut und endlich die Dieselrücklauftleitungen gut montiert.
Wir bekamen auch ein paar Mal Besuch; Richard, den wir mit seiner Familie vor einem Jahr in Batumi kennengelernt hatten, war auf dem Weg nach Kazachstan, um ihr defektes Reisemobil reparieren zu lassen.
Weiterhin mussten wir diverse Botschaftsgänge unternehmen, da die Beamten irgendwie mit der Nachbeurkundung und Ausstellung des Passes für Mattis überfordert waren. Nach geschlagenen drei Wochen hielten wir endlich den Pass unseres Sohnes in den Händen!! Zwischenzeitlich mussten wir mit Emma Georgien verlassen (3 Monate Regel für ausländische Fahrzeuge) und da Mattis noch keinen Pass hatte, verbrachte er eine Nacht mit Theres in einem Hotel in Achalkalaki, während Johannes wieder einmal nach Cildir fuhr, wo er unsere türkischen Essensvorräte auffüllte.
Zurück in Tbilisi beantragten wir nach Erhalt von Mattis Pass das russische Visa. Die 10 Tage, bis wir das Visa abholen konnten, verbrachten wir zum letzten Mal in Katskhi im Kletterhaus. Meistens waren wir nicht alleine und für drei Nächte gesellte sich eine russische Familie mit Baby zu uns. Toll war es, sich miteinander auszutauschen und mit unseren Kindern die Zeit zu geniessen.
Wie immer statteten wir auch Beso und seiner Familie (Nachbarn des Kletterhauses) einen Besuch ab und nach einem herzlichen Abschied verliessen wir den Ort.
Weiter gings für eine Nacht zu Pata (Cousin von Beso), der zu Besuch bei seinen Eltern war. Da wir müde waren, ging es früh ins Bett, jedoch wurden wir am nächsten Tag zum Frühstück mit georgischen Leckereien verwöhnt und die Eltern wollten uns am Schluss fast nicht mehr gehen lassen. Als Abschiedsgeschenk bekamen wir vom Vater von Pata frisch gepflückte Blumen aus ihrem Garten.
Anschliessend ging es weiter auf unserer Abschiedstour wieder einmal zu den Mönchen. Am ersten Abend haben wir fleissig auf Mattis angestossen und Johannes durfte noch mit dem Gewehr schiessen, ein Brauch in Georgien, wenn ein Junge geboren wird. Nach zwei schönen, geselligen Tagen fuhren wir wieder zurück nach Tbilisi, um erstens unser Russlandvisa abzuholen und anschliessend die letzten Besorgungen vor der Abreise zu tätigen. Den letzten Abend in Tbilisi verbrachten wir in schöner Gesellschaft von unseren Kletterfreunden.
Zum Abschluss fuhren wir wieder auf das Gelände der MB Werkstatt, wo wir in guter Gesellschaft von Martina und Sven nochmals eine Nacht verbrachten. Johannes kümmerte sich um Emma, Ölwechsel und weitere kleine Arbeiten standen an. Gegen Mittag machten wir uns dann endlich Richtung Grenze auf und konnten nun ein wenig Abstand zu den vergangenen, intensiven Wochen gewinnen. In Kazbegi schliefen wir mit direktem Ausblick auf den Kazbek und machten uns dann am nächsten Tag gemütlich an die russische Grenze auf.