Eine Woche verbrachten wir nach unserem Besuch mit Arbeiten am LKW aber auch damit, den schwarzen Blitz zu reinigen und in Tbilisi unser Freunde zu sehen und dann ging es auch schon weiter. Szenenwechsel – mit dem kompletten Fuhrpark ging es nach Chiatura, besser gesagt in ein kleines Dorf in der Nähe. Der nächste Besuch erreichte Kutaissi am gleichen Tag ... eigentlich in der gleichen Nacht. Hannes, welcher uns schon in Kroatien besucht hatte, kam für dreieinhalb Wochen – genügend Zeit für genügend Abenteuer.
Da sein Flug erst um 12 Uhr Nachts landete, ging Johannes ihn alleine abholen. Die Jungs freuten sich riesig, sich wieder zu sehen und voll bepackt ging es zurück in unser Domizil. Ein kleines, sehr rudimentäres Haus in der Nähe eines Klettergebietes. Dort warteten Theres und Matthew, welchen wir aus Tbilisi mitnahmen. Die ersten Tage verbrachten wir mit wenig Kletterei und mit mehr gutem Essen, bei auch noch gutem Wetter. Es gesellten sich mehr Kletterer und Freunde zu uns und so wuchs die Truppe bis auf 10 Mann an und schrumpfte auch schnell wieder.
Am ersten schlechten Tag beschlossen wir zusammen mit Mariam und Georgi Kutaissi anzuschauen. Mit einem Gang über den Markt und ein paar Snacks in einem Restaurant, bot uns die Stadt auch eine Polizeikontrolle, welche Georgi aber ohne Probleme meisterte. Leider wollte das Wetter von da an nicht besser werden, so verbrachten wir einige Regentage verbunden mit Langeweile und beschlossen, wir müssen etwas unternehmen – Kazbeg. Der 5000er, welcher Hannes schon vor seiner Ankunft schmeichelte, schlug alle anderen Optionen aus dem Rennen. Wir checkten das Wetter, wogen ab, wie wir die Besteigung angehen sollten und packten. Lange.
Zwischenstation 1: Tbilisi - in Mikels Wohnung fanden wir ein Dach über dem Kopf und hatten noch die Chance, uns einzudecken. Viel Zeit blieb uns aber nicht, da das Zeitfenster, in welchem gutes Wetter sein sollte, doch sehr limitiert war und so ging es gleich am nächsten Tag weiter nach Stephansminda in ein Hostel. Der Weg zum Einstieg wurde noch geprüft und danach gut und viel gekocht und entsprechend gegessen. Wir waren alle gespannt was uns erwarten würde. Auch holten wir letzte Infos über die Betlehem Hut ein, richteten unsere Sachen und verstauten Dinge, welche nicht mit auf den Berg mussten.
Es ging los – morgens um 7 Uhr aufstehen, letzte Dusche für die kommenden Tage, Frühstück ... letzter Kaffee für die kommenden Tage!!!! Gegen ca. 9 Uhr standen wir alle schwer bepackt und bereit zum losmarschieren hinter unserem Schwarzen Blitz. Da die ersten Kilometer kein Schnee mehr lag, mussten wir die Skis schleppen und so kam jeder Rucksack auf seine guten 20 kg!!!! Nicht ganz zu vernachlässigen. Das Laufen ging gut und das Touren auf den Ski noch besser – mit einem leichteren, aber dank zunehmender Erschöpfung trotzdem schwerer wirkenden Rucksack. Da der Weg viel begangen wird, hatten wir nicht viel Mühe, diesen zu finden und bis auf eine steile Hangquerung hielten sich auch die gefährlichen Stellen in Grenzen. Nach 8 Stunden und dann doch einigen Pausen meisterten wir die ca. 1500 hm und die 10 km lange Strecke zur Betlehem Hut. Besonders Johannes hatte auf den letzten Metern seine Mühen, da er sich schon angeschlagen auf den Weg gemacht hatte. Nach dem Abendessen und ein paar netten Gesprächen von Mitstreitern waren alle froh über den warmen Schlafsack und einen guten, tiefen Schlaf. Man muss dazu sagen – in Georgien gibt es nicht viele Berghütten, so dass man die meisten Gipfel aus eigener Kraft mit Hilfe von oftmals mehreren Camps bewältigen muss. So muss man auch in der Betlehem Hut seine eigene Verpflegung, sein eigenes Geschirr und seinen eigenen Kocher und vor allem den eigenen Schlafsack mitbringen!!!
Der kommende Tag war für eine Tour geplant, welche zur Erkundung des weiteren Weges gedacht war, sowie zur Akklimatisierung. Aber schon nach wenigen Metern ging Johannes die Puste aus. Die erhoffte Besserung blieb aus und nach nur ca. 2 Stunden verkroch er sich in der Hütte mit Fieber und Kopfschmerzen wieder in seinem Schlafsack. Das Fieber, welches in Tbilisi mit Tabletten bekämpft wurde, war nicht völlig kuriert und der anstrengende Aufstieg zur Hütte war zu viel für ihn. Diesmal sollte es für ihn nicht auf den Gipfel gehen und da es im Bergsport heisst – mit gefangen mit gehangen – beschloss Theres am nächsten Tag mit Johannes den Abstieg anzugehen. Hannes wiederum beschloss sich neue Mitstreiter zu suchen, welche er auch nach einigen Gesprächen und Abwegen fand. Zwei junge Deutsche Bergsteiger sollten seine Begleiter werden auf dem Weg zum Gipfel, welchen er auch erklomm. Zur gleichen Zeit hieß es für Johannes und Theres in entgegengesetzte Richtung zu fahren, was aber durch die Wirkung von Tabletten keine größeren Umstände machte. Wir überließen das restliche Essen der Crew der Hütte und waren nach nur ca. 2,5 h wieder in Stephansminda. Dort angekommen ein Gästehaus gefunden, Dusche, Bett. Da es nun keine Tabletten mehr gab, verschlechterte sich auch der Zustand von Johannes wieder, aber dank viel gesundem Obst und der Fürsorge von Theres ging es ihm am nächsten Tag wieder besser. Auch Hannes verlängerte seinen Aufenthalt in der Hütte um eine Nacht, da der Gipfeltag anstrengender war als erwartet und so beschloss er, erst einen Tag später zu uns zu stossen. Auch er erreichte das Hostel erschöpft, war froh über eine Dusche und wir nahmen das Angebot der Besitzerin gerne an und wurden bekocht – gegen Aufpreis versteht sich. In dieser Nacht schliefen alle sehr gut und wir beschlossen noch Abends zurück nach Tbilisi zu fahren, da sich das Wetter die kommende Tage wieder verschlechtern sollte.
Zurück in Mikels Wohnung war erst einmal entspannen angesagt und Tbilisi wollte erkundet werden. Johannes freute sich wieder über eine bessere Gesundheit und war auch froh, dass er seinem Besuch die nicht endend wollenden Bazars der technischen Welt Tbilisis zeigen konnte. So ging es zusammen mit Mikel und Hannes auf den Bazar „Elijava“ - hier findet man alles, was das Schrauber- und Heimwerker Herz begehrt. Autoteile in Hülle und Fülle, Reifen und alles was man braucht, um ein Haus zu bauen oder wenn man will ein Schiff .... :). Auch erkundeten wir das Nachtleben zusammen unter Männern – leider steckte sich Theres an und lag in Mikels Wohnung flach.
Nachdem es Theres wieder besser ging und auch das Wetter mitspielte beschlossen wir das Kletter- und Bouldergebit Birtvisi zu besuchen. Mit zwei Autos, voll bepackt mit Material und Leuten ging es los. Zu unserem Dreiergespann gesellten sich noch Mikel, Tamo, Mariam und Elene. Zusammen verbrachten wir einen schönen Tag ausserhalb der Stadt und genossen es wieder raus zu kommen. Zurück in Tbilisi stellten wir fest, dass wir die Schnauze mächtig voll hatten von der goßen Stadt und dem Smog und wollten wieder raus in die Natur. Uns ging es allen wieder gut, nur war das Wetter irgendwie krank. Überall regnete es, nur nicht im Osten des Landes. So war schnell eine Entscheidung getroffen. Es sollte für ein paar Tage in den Vashlovani Nationalpark gehen, am letzten Ende im Südosten des Landes. Wir wollten zelten und durch den Park wandern, da sich Touristen und auch Einheimische normalerweise dort nur mit dem Auto fortbewegen.
Auf dem Weg lösten wir unsere Permits und erreichten das Camp der Rangers noch am selben Tag. Nach einem guten Abendessen und einem großen, warmen Feuer, schmiedeten wir Pläne, wo wir hin wandern wollten – planlos bleiben war das Resultat und es wurde nur eine grobe Richtung beschlossen. Diese wurde auch am nächsten Tag nach dem Frühstück eingeschlagen und erkundet. Es ging zum Teil den befahrenen Wegen entlang, zum Teil querfeldein in Richtung der Grenze zu Azerbaijan. Auf die Frage nach einem bestimmten Tagesziel, wurde der höchste Punkt erkoren und kurzum der Kurs auf den direkten Weg umgestellt. Da wir nicht erwarteten, die Grenze zu passieren und auch vor dieser irgendwelche Kontrollen anzutreffen, achteten wir nicht darauf, unser Permit bzw. unsere Pässe mitzuführen – ein Fehler. Schon weit vor der eigentlichen Grenze war ein Wachposten des georgischen Militärs, welcher nicht großzügig umlaufen, sondern direkt angesteuert wurde, um jedem Ärger vorzubeugen. Natürlich fragten die dortigen Soldaten nach unseren Pässen und dem Permit – ihr nicht vorhandenes Russisch und unser nicht vorhandenes Georgisch führte dazu, dass sie ihren Englisch sprechenden Kollegen wecken mussten. Nach einigem Funkverkehr zwischen ihnen und den Rangern und der Nachfrage nach unserem Kennzeichen, um sicher zu gehen, dass das Auto zu uns gehörte, durften wir weiter gehen. Der Park ist herrlich – skurrile Sandsteinformationen ziehen sich durch das gesamte Areal, wo man ungestört alles erkunden kann. Riesige Canyons können passiert werden und wenn man Glück hat, stösst man auf Schildkröten, Schlangen, Eulen oder auch Luchse. Bei letzterem hatten wir leider oder auch absolut erwartet kein Glück. Am nächsten Tag erkundeten wir das andere Ende des Parkes, welches wir nach einer abenteuerlichen Fahrt mit dem Auto erreichten.
Nach 3 Tagen wurde die Rückfahrt nach Chiatura angetreten, zurück zu Emma, zurück in das idyllisch gelegene Haus der Klettergemeinde. Dort angekommen liess auch Mariam nicht lange auf sich warten und wir verbrachten ein paar schöne Tage hier mit entspannen, gutem Essen und klettern. Und dann war es auch schon so weit – nach dreieinhalb Wochen hiess es wieder Abschied zu nehmen. Die Zeit verflog mal wieder viel zu schnell und wir hatten es gut.
Danke Hannes für deinen Besuch und die Überraschung, es war super und nächstes Mal stehen wir alle zusammen auf einem Gipfel!!!