Bei nasskaltem Wetter ging der Grenzübertritt flott voran und wir traten sofort den Weg in die nächst grössere Stadt, Aqtöbe, an. Auf der Karte waren es nur 120 km, doch die hatten es in sich. Schon nach wenigen Kilometern hörte der Asphalt auf und es ging über eine mit Schlaglöchern gesäte Piste nach Süden. Froh waren wir drei, nach dem Geschüttel heil in Aqtöbe anzukommen und wir quartieren uns auf einem grossen Parkplatz, direkt neben dem Kleidermarkt, ein. Schnell war das lokale Geld, eine SIM-Karte sowie Essen besorgt. Um 22:30 hatten wir dann den ersten Kontakt mit der Polizei. Es waren zwei junge Polizisten, die uns über alles mögliche ausfragten, so hatten sie guten Gesprächsstoff für ihre Nachtschicht und sie versprachen uns, ein Auge auf Emma zu werfen. Am nächsten Tag erkundeten wir den Kleidermarkt und entspannten im Lkw.
Nun ging es weiter nach Osten, am 6. Juni wollten wir beim Raketenstart in Baikonur dabei sein, wir hatten über eine Woche und über 1000 km vor uns. Und da kam sie, die Weite. Es ging mehrere Tage durch die Steppe, mehr oder weniger flach und endlos... Einmal blieben wir für zwei Nächte stehen und gingen auch spazieren. Die Steppe ist für uns ein Ort, wo Zeit keine Rolle spielt. Sieht man in der Ferne ein Dorf und ist nur einige Kilometer entfernt, kommt es beim Laufen einfach nicht näher. Eine spannende Erfahrung war es.
Der nächste, längere Stop war in Aralsk. Wir parkten neben einer Schule und wurden am nächsten Morgen von festlich gekleideten Kindern aufgeweckt. Als wir uns aufmachten, das ehemalige Hafengelände anzuschauen, trafen wir auf ein Mädchen, welches uns erklärte, dass heute der Feiertag zum Fest der Kinder sei. Wir staunten nicht schlecht, als wir auf dem Hauptplatz ankamen, wo die verschiedenen Schulen (13 Stück) Tänze und Paraden aufführten, begleitet von lauter Musik. Für einige waren wir die Attraktion und viele Fotos wurden gemacht.
Wir hatten nette Gespräche und weil es so heiss war, machten wir uns bald wieder auf zum Lkw, nachdem wir noch ein Blick auf das Hafengelände geworfen hatten.
Wir wollten nun zu einem Schiffsfriedhof fahren, doch infolge ziemlich holpriger Pisten und dem unentspannten Gesichtsausdruckes unseres Sohnes liessen wir es ziemlich schnell bleiben und fuhren wieder zurück in die Stadt. Der Himmel war trüb, es war extrem windig und wie wir später herausgefunden hatten, fand ein Sandsturm statt.
Am nächsten Tag ging es weiter südwärts und wir machten an einem grösseren Salzsee halt. Wir sehnten uns nach frischer, staubfreier Luft.
Am folgenden Morgen wollten wir auf der neu asphaltierten Überlandstrasse ein wenig Longobarden und Mattis schlief sogar, perfekte Bedingungen. Doch schon nach kurzer Zeit hielten zwei Lkw Fahrer an und wollten wissen, woher wir kommen und was wir tun. Nun kamen auch ihre Freunde dazu und am Schluss standen 5 Lkws um uns herum.
Die nächsten zwei Nächte verbrachten wir in Aiteke Bi, wo wir direkt auf dem Bahnhofsplatz standen. So kamen wir auch nachts in den Genuss der vorbeifahrenden Züge. Wir konnten auch beobachten, wie es abläuft, wenn ein Personenzug vorbeikommt. Schon eine Stunde vorher wird gegrillt und vorbereitet. Sobald der Zug hält, können sich die Reisenden an den kleinen Tischen eine Verpflegung kaufen, welche von getrocknetem Fisch, über Salate bis zu Popcorn geht. 20 Minuten nach Ankunft fährt der Zug weiter.
Am zweiten Tag sichteten wir plötzlich ein deutsches Fahrzeug. Wir trafen die zwei Besitzer, Marita und Michael später im angrenzenden Restaurant, wo wir in einem kleinen Pavillon den Mittag verbrachten, da draussen über 30 Grad herrschten.
Am gleichen Abend verabredeten wir uns mit ihnen auf einer Raststätte und auf dem Weg dorthin, wollte wir nochmals tanken. Bevor wir in die Tankstelle einbogen, bemerkte Theres plötzlich das Red Bull Zeichen, dachte aber, dass dies nicht möglich sein kann. Nicht schlecht staunten wir dann aber, wo wir einen Teil des Kamaz Ralley Teams antrafen. Wir waren völlig aus dem Häuschen und plauderten mit dem Team und durften uns ihre Fahrzeuge anschauen. Und dies in den Weiten der Steppe Kasachstans, wir wähnten uns in einem Traum...
Am nächsten Tag fuhren wir nach Baikonur, wo wir weitere Reisende trafen. Wie schauten den Raketenstart in weiter Ferne an und genossen dann zusammen einen gemütlichen Abend mit einer kleinen Fahrzeugburg (4 Fahrzeuge).
Wir beschlossen, von nun an eine Weile mit Hannes zusammen zu reisen, der mit seinem VW T4 und seiner Hündin Lonny unterwegs ist. Da die Temperaturen nicht nachliessen und wir teils bis zu 37 Grad im Schatten hatten, war unser Ziel, so schnell wie möglich in den Osten zu fahren. Unterwegs hielten wir noch zwei Tage an einem riesigen Wasserreservoir und genossen wieder einmal, zusammen einen gemütlichen und entspannten Tag im Schatten zu verbringen.
In der Zwischenzeit hatten wir auch den Kontakt zu Mikel, dem spanischen Fahrradfahrer, der zurzeit in Bishkek wohnt, wieder hergestellt und spontan entschlossen wir, zu ihm zu fahren, da er gerade Zeit für uns hatte. Wir verabschiedeten uns von Hannes und Lonny, mit dem Wissen, die zwei wieder in Kirgisistan anzutreffen. Dann hiess es das letzte Mal zusammen Kaffee trinken und anschliessend machten wir uns auf an die Grenze. Zu unserer Rechten sahen wir endlich Berge und wir waren froh, der heissen Steppe für eine Weile den Rücken kehren zu können.