Nach 3 Jahren endlich in der Mongolei

Ja so lange ist es schon her, dass wir auf unsere Reise aufgebrochen sind. Wir waren alle gespannt auf die Mongolei, welche von Anfang an unser Traum war.

Nach 20 km Niemandsland erreichten wir den Aussenposten der Russen und weiter gings auf einer Piste. Der Grenzübergang war für uns entspannt und fast niemand sprach Russisch oder Englisch. Die Grenzbeamten auf der Ausreiseseite hatten alle Hände voll zu tun, denn an diesem Tag passierte die Ralley Peking - Paris die Grenze und da es sich um eine alte Ralley handelt und dies auch so gelebt wird, sahen wir die verrücktesten Autos. Es gab Fahrzeuge, die schon 80 Jahre auf dem Buckel hatten und es schafften auch nicht alle Fahrzeuge in Eigenregie die Grenze zu überqueren. Auf jeden Fall hatten wir eine Menge zu gucken.

Da hatten wir ja noch ein bescheidenes Gefährt, was den Preis anbelangt

Für uns ging es nach einer Mittagspause auf Pisten und durch Bergtäler nach Ulgii, wo wir uns mit Geld, Sim-Karten und Essen eindeckten.

Mattis machte die erste Bekanntschaft mit einem mongolischen Mädchen in Ulgii
Immer wieder war Mattis ein Magnet für Fotos, hier mal ein mongolisches Mädchen mit blonden Haaren

Von hier aus fuhren wir die nächsten Tage meist auf einer neu gebauten Asphaltpiste nach Osten, ins Zentrum der Mongolei. Die Landschaft war abwechslungsreich und beeindruckte uns immer wieder auch durch ihre Kargheit. Plötzlich endete die gute Strasse und Pisten setzten ein, kurz darauf kam auch eine Schlammpassage, die für uns ohne Problem war, andere Fahrzeuge aber leider stecken liess. Für uns hiess es nun den Luftdruck abzulassen und über die Pisten zu ruckeln. Am Abend fanden wir einen wunderschönen Übernachtungsplatz und entschlossen uns spontan, einen Ruhetag einzulegen. Diesen verbrachten wir mit spazieren, nähen und dem Nichtfahren.

In der Umgebung gabs auch ein paar Felsen zu besteigen

Auch das Wetter spielte mit und anderntags waren wir wieder motiviert, weiterzufahren. Kurz nachdem wir wieder auf der Strasse waren, bemerkten wir ein weiteres Reisemobil im Rückspiegel. Bei der nächsten Gelegenheit fuhren wir rechts ran und lernten so Volker und Steffi, sowie ihre zwei Jungs kennen und im Gespräch stellten wir fest, dass wir ähnliche Pläne für die Mongolei hatten. Schlussendlich beschlossen wir, die nächsten Wochen zusammen in die Gobi zu fahren, wofür es immer besser ist, mehrere Fahrzeuge zu haben. Wir ergänzten uns perfekt und wurden bis zum Schluss ein eingeschworenes Team.

Unser Dreiergespann

Wir fuhren in die nächstgrössere Stadt, Bayankhongor und machten an dem Tag noch einen Abstecher zu heissen Quellen, welche wir schlussendlich doch nicht besuchten. Doch ganz in der Nähe sprudelte heisses Wasser aus dem Boden, welches wir zum Waschen für uns und auch unserer Wäsche gerne benutzten. Anderntags hiess es wieder zurück in die Stadt, den Kühlschrank und die Vorräte auffüllen und dann ging es los mit den Pisten.

Auf dem Markt gab es unter anderem auch Jurten zu kaufen

Dem Asphalt sagten wir für die nächsten 10 Tage Tschüss und das Abenteuer Richtung Süden konnte beginnen. Die Landschaft war wieder sehr abwechslungsreich und wunderschön.

Immer wieder kamen wir an kleineren und grösseren Anbettungstätten bzw. Wegweisern vorbei

Am zweiten Tag mussten wir ein Dünenfeld queren und nachdem wir die Hauptpiste verfehlt und uns sogar verfahren hatten, hiess es, zu Fuss wieder eine Piste zu finden. Wir hatten Glück und nach einigem Suchen hatten wir wieder eine Spur gefunden.

Mittags durfte noch ein Lieferwagen aus dem Schlamm gezogen werden…
… und eine Stunde später dann ein Lastwagen aus dem Sand

Am nächsten Tag waren wir wieder einmal mit navigieren dran, dachten ein paar Hundert Meter neben der Hauptpiste wird in Ordnung sein, und fuhren durch wunderschöne Canyons und Täler, bis wir vor einer Jurte ankamen. Die staunten nicht schlecht, als sie uns sahen und erklärten uns mit Händen und Füssen, dass wir hier nicht weiterkommen. So hiess es dann die Strecke wieder zurück auf die Hauptpiste zu fahren. Von da an gaben wir die Navigation an Volker und Steffi ab, die es wirklich super machten.

Die Strecke war wunderschön, nur das Ziel nicht das, wohin wir eigentlich wollten

Das Nachtlager schlugen wir an einer Quelle unweit der Stadt Bayangovi auf und beschlossen spontan, einen Ruhetag einzulegen. Mattis hatte einen Platz, um mit Wasser und den vorüberziehenden Ziegen zu spielen und immer wieder kamen Mongolen vorbei, um unsere rollenden Häuser zu bestaunen.

Ziegen so weit das Auge reichte

Weiter gings dann Richtung Süden und am darauffolgenden Tag verliessen wir die Hauptpiste nach Guervantes und zweigten auf einen Track ein, der uns in die Wüste bringen sollte. Trotz widriger Umgebung (Steppe, Trockenheit und viel Wind), sahen wir immer noch Jurten und Tiere.

Und dies waren die ersten grossen Sanddünen, die wir auf dem Weg nach Kerman Tsav antrafen
Dies waren die ersten grossen Sanddünen, die wir auf dem Weg nach Kerman Tsav antrafen

Die Nacht verbrachten wir in einer Oase, mitten in der Wüste floss ein Fluss und es war grün.

Wasser in Mitten der Wüste

Leider fegte uns gerade an diesem Tag ein Sandsturm um die Ohren und es war schwer, den Ort zu geniessen, ohne alles voll mit Sand zu haben.

Wir stellten uns eng zusammen, um wenigsten ein paar windfreie Stellen zu haben

Trotzdem war dies ein eindrückliches Erlebnis und die Jungs von Volker und Steffi bauten sogar einen riesigen Damm in das Flüsschen. Am nächsten Tag ging es noch weiter in die Wüste und wir sahen weder Menschen, noch Tiere. Wir kamen in das Gebiet von Kerman Tsav, wobei es sich um verschiedene Canyons mit rötlichem Sandstein handelt und ein eindrückliches Bild hinterliess.

Auch das Fahren machte Spass
Abends, kurz bevor die Sonne uns verliess

Der Wind fegte weiterhin stark und nach mehrstündigem Suchen fanden wir einen einigermassen ruhigen Standplatz. Abends gesellte sich noch ein französisches Pärchen zu uns, welches eine ähnliche Tour ganz alleine unternahm. Anderntags unternahmen ein paar von uns einen Spaziergang durch die beeindruckende Landschaft.

Beim Spaziergang mitten im Canyon
Es gab sogar Bäume, aber zu unserer Zeit kein Wasser

Als dann das Thermometer gegen Mittag wieder grosszügig über 30 Grad kletterte, machten wir uns auf, die Wüste zu verlassen, um uns durch den Fahrtwind abzukühlen. Nicht jedoch, bevor Johannes noch kurz einen Reifen wechselt, da sich ein Dorn reingebohrt hatte.

Der fiese Dorn
Der Platz war einigermassen in Ordnung, um den Reifen zu wechseln

Gegen Abend kamen wir wieder in bewohntes Gebiet und kurz vor der Bergbaustadt Guervantes schlugen wir einigermassen windgeschützt unser Nachtlager auf.

In Guervantes hiess es dann wieder Vorräte auffüllen, was gar nicht so einfach war. Im ersten Supermarkt fanden wir einiges, doch das wenige Gemüse, das da war, sah für uns ganz und gar nicht mehr essbar aus. Zum Glück fanden wir dann noch einen anderen Laden, welcher anscheinend erst gerade eine Lieferung bekommen hatte und es gab wieder frische Zwiebel, Kartoffel, Karotten und Äpfel. Weiter gings und 20 Kilometer nach der Stadt bogen wir wieder auf eine kleine Piste ab. Wir sahen wieder einmal ein paar Gazellen, die unseren Weg kreuzten und abends machten wir an einem wunderschönen Platz halt. Dieser war bekannt für Fossilienfunde von Dinosauriern und einer der Jungs macht sich mit der Schaufel auf, nach ein paar Schätzen zu graben und wurde auch recht schnell fündig. Wir genossen die Abendstimmung bei Nudel mit Bärlauchpesto, welche wir aus weiser Voraussicht im Altai noch gemacht hatten. Durch hügelige Landschaft ging es unserem nächsten Ziel entgegen, der Khongorin Els, eine der längsten Sanddünen der Welt.

Sagenhafter Blick über die Khongorin Els

Wir sahen sie schon von weitem, doch es sollte noch ein paar Stunden dauern, bis wir wirklich da waren. Das Mittagessen nahmen wir auf einem Aussichtspunkt mit eindrücklicher Sicht ein. Danach fuhren wir weiter zu einer bekannten Passage, welche durch die Dünen führte. Stolz waren wir, als wir sie durchquert hatten (die Einheimischen fahren auch mit ihren ganz normalen, nicht offroadtauglichen Autos durch...). Auf der anderen Seite trafen wir zwei andere Reisemobile, ein südafrikanisches und ein deutsches Pärchen. Wir entschlossen uns, ein Camp in den Dünen aufzuschlagen und tauschten rege unsere Reiseinformationen aus. Leider blies der Wind wieder in gewohnter Stärke, was den Aufenthalt im Freien nicht wirklich angenehm machte.

Wer genau hinschaut, sieht den fliegenden Sand

Die folgende Nacht verbrachten wir an den Flaming Cliffs, einem sehr touristischen Ort mit roten Klippen. Nachdem was wir jedoch in Kerman Tsav in der Wüste gesehen hatten, war dies nicht annähernd so beeindruckend.

Und links neben dem Foto waren die vielen Touristen…

Dies war unser letzter Abend in der Wüste und anderntags machten wir uns schon auf Richtung Ulanbataar. Endlich hörte das ruckelige Fahren auf und wir hatten wieder Asphalt unter den Rädern. Leider währte die Freude nicht all zu lange. Obwohl die Strasse noch nicht alt war, hatten die chinesischen Erbauer an einigem gespart und streckenweise waren so viele Schlaglöcher im Asphalt, dass man gezwungen war, neben der Strasse auf Pisten zu fahren. Und dies mit vollem Druck auf den Reifen. Nach zwei Tagen kamen wir endlich in Ulanbaatar an und gesellten uns zusammen auf ein Camping im Norden der Stadt. Es wurde geduscht, gewaschen, repariert und entspannt. Für Mattis war der Ort perfekt, hatten die Besitzer 3 Söhne, wobei der Kleinste fast gleich alt war.

Spielparadies im Camping

Zudem gab es einen Sandkasten und Häschen.

Was knabbert denn am Finger?

Nach zwei Tagen verabschiedeten wir uns von Volker, Steffi und den zwei Jungs, sie zog es weiter Richtung Heimat.

Wir blieben noch zwei weitere Tage und in der Zwischenzeit hatten wir Kontakt mit Oli, der uns schon in Kroatien besucht hatte. Ein Bekannter von ihm, Herbert, steckte auch in Ulanbaatar fest und benötigte dringend ein Ersatzteil. So kam es, dass Oli herflog und wir mit ihm und Herbert nochmals 2 Nächte verbrachten. Gross war die Freude, Oli zu sehen und zur Freude des Tages gingen wir abends lecker Koreanisch essen. Gerne wäre Oli noch länger bei uns geblieben, doch leider hatte er in Deutschland noch einiges zu erledigen.

Nicht weit des Flughafens fanden wir einen schönen Übernachtungsplatz mit einem Owoo (schmanaistier Steinhaufen)

Für uns war nun auch die Zeit gekommen, uns Richtung Norden aufzumachen. Zudem mussten Johannes und Paul noch die Mongolei verlassen, um den Aufenthalt zu verlängern. Obwohl Deutsche für 30 Tage Visafrei einreisen können, ist es leider seit 2019 nicht mehr möglich, den Aufenthalt auf dem Immigrationsamt zu verlängern. So machten sie sich abends noch auf den Weg und kamen 8 Stunden später mit dem neuen Stempel im Pass zurück. Wir blieben nochmals für zwei weitere Tage stehen, auch weil Mattis nicht ganz fit war.

Unser Camp gut geschützt vor der Sonne

Paul hatte zwischenzeitlich auch seine neue Liebe einfliegen lassen und während er nochmals nach Ulanbataar fuhr, machten wir uns auf zu Klosteranlage von Amarbayasgalant. Über eine ziemlich ausgefahrene Piste ging es bis zum Kloster und ein paar Kilometer weiter fanden wir ein ruhiges Plätzchen im Wald (ja, es gibt sogar Bäume in der Mongolei!!) Die Umgebung war wunderschön und andertags erkundete Theres zusammen mit Mattis die umliegenden Hügel.

Irgendwie sieht es ja ein bisschen aus wie in der Schweiz…

Auf dem Rückweg fanden die zwei sogar wilde Johannisbeeren, was eine leckere Abwechslung darstellte. Am nächsten Morgen kamen Paul und Marcella an und zusammen genossen wir die frische Bergluft. Zusammen schauten wir am folgenden Tag die eindrückliche buddhistische Klosteranlage an, welche 1730 erbaut wurde und 28 der ehemals 40 Tempel hatten die kommunistische Zeit überlebt.

Die Tempelanlage von aussen

Noch heute leben einige Mönche dort, wobei die Jüngsten geschätzte 8 Jahre alt waren. Wir konnten den Mönchen bei ihrem täglichen Gebet zuschauen und durch die riesige Klosteranlage streifen. Ziemlich eindrücklich war es.

Im Innern des Geländes gab es einiges zu bestaunen
Eindrückliche gut erhaltene Gebäude

Mittags machten wir uns auf in die nächste Bergbaustadt nach Erdinet, wo im Tagbau Kupfer abgebaut wird. Da Mattis wieder mit Fieber zu kämpfen hatte, trennten wir uns und blieben für zwei Tage in der Stadt.

Vorort von Erdinet mit den typisch farbigen Hausdächern

Wir trafen die anderen zwei nochmals beim Vulkan Uran-Togoo. Schön war der kleine, grasbewachsene Vulkan in die Landschaft eingebettet.

Der Vulkan Uran-Togoo

Die Besteigung war dann schon ein wenig anstrengend, da es zum Kraterrand hin ziemlich steil wurde. Die Nacht verbrachten wir am Fusse des Vulkans in einer wunderschönen Blumenwiese, wo unteranderem auch tausende, ziemlich grosse Edelweisse wuchsen. Da wir noch ein wenig Zeit übrig hatten, wollten wir am nächsten Tag über eine Piste entlang der russischen Grenze fahren, doch schon nachdem wir auf die Piste abbogen, war vor uns eine schwarze Gewitterwand. Als dann unweit von uns ein Blitz in zwei Bäume einschlug, war alles klar und wir fuhren so schnell wie möglich wieder zurück auf die Strasse und suchten einen geeigneten Ort, um zwei vorüberziehende Gewitterfronten auszuharren.

Vor und hinter uns waren Gewitterfronten

Wir fuhren am nächsten Tag wieder zurück nach Bulag und kamen durch Gebiete, wo kurz davor ein Gewitter niederging. Hagelkörner lagen überall neben der Strasse und viele Pisten waren schlammig und die Spurrinnen aufgefüllt mit Wasser. Am Abend kam nochmals eine Gewitterfront vorbei, doch glücklicherweise zog auch diese an uns vorbei. So ging es nun jeden Tag.

Unterwegs passierten wir auch ab und zu Kamele

In Darkhan warteten wir wieder auf Paul, der in Ulanbataar Marcella zum Flughafen brachte und eine Reparatur ausführen lassen musste, da seine Buchanka wieder einmal nicht ansprang. Zusammen fuhren wir dann an die nördliche Grenze der Mongolei, wo unser grosses Abenteuer zu Ende ging.

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