Alles ging ziemlich flott, die Grenzbeamten waren nett, nur bei der Ausfahrt aus dem Gelände wollten sie von uns einen hohen Betrag für die Strassenbenützung. Alles Handeln half nichts und wir zahlten die 100 Dollar. Und endlich konnte es losgehen, auf den Pamir Highway. Wir fuhren durch eine karge und trockene Landschaft auf über 4000 m.ü.M. unserem Ziel für die Nacht entgegen. Plötzlich kam uns ein bekannter Defender entgegen und gross war die Wiedersehensfreude mit Steph und Leigh. Sie kamen gerade aus Afghanistan und hatten zudem auch in Tadjikistan einiges gesehen. Wir tauschten ein paar wichtige Infos aus, quatschen über alles mögliche und liessen sie dann schweren Herzens ziehen. Für uns ging es weiter an den Lake Karakul, der auf knapp 4000 m.ü.M. liegt. Die ganze Truppe stellte sich an den Strand und wir genossen die Stille und die Natur.
Gut gestärkt und ohne Probleme infolge der Höhe ging es am nächsten Tag weiter nach Murgab, dabei passierten wir den höchsten Pass, den Akbaital Pass auf 4655 m.ü.M. Die Luft wurde langsam dünner, aber auch unsere Fahrzeuge bewältigten die Höhe ohne Probleme.
In Murgab versuchten wir an Geld zu kommen, was nur mit wechseln von Dollar möglich war und auf dem Markt deckten wir uns mit Esswaren ein. In diesem Teil des Landes leben vor allem kirgisische Tadjiken, weshalb wir uns immer noch in Kirgistan wähnten. Wir verbrachten die Nacht direkt an einem Fluss und Luk und Mattis hatten genug Zeit, miteinander zu spielen.
Bevor es weiterging, fuhren wir nochmals nach Murgab um unsere Vorräte inklusive Wasser aufzufüllen. Wir fanden einen Brunnen in der Nähe einer Schule und waren schnell von Kindern umringt, welche uns halfen oder einfach ihr Englisch ausprobieren wollten. So wurde die ganze Aktion zu einem unterhaltsamen Unterfangen.
Dann ging es weiter Richtung Observatorium, wo wir die anderen unserer Gruppe treffen wollten. Zusammen stellten wir uns ins Niemandsland und bauten eine kleine Wagenburg, da uns der Wind um die Ohren pfiff.
Am nächsten Tag ging Theres mit Mattis auf Erkundungstour und sie sahen verschiedene Tiere: Marco Polo (Argali) Schafe, Hasen und grosse Vögel.
Nachdem alle beim Observatorium waren, ging es weiter über eine wunderschöne und abgelegene Strecke zu einer heissen Quelle. Sogar Mattis ging mit zum Baden und war wieder porentief gereinigt. Wir blieben nochmals eine Nacht und nutzten den freien Tag mit einer Fahrradtour und spazieren.
Am nächsten Tag wollten wir wieder einmal alleine unterwegs sein und wir nahmen eine andere Route. Leider ging es Mattis plötzlich nicht mehr so gut und er musste sich übergeben. Ob es an der Höhe oder etwas anderem lag, wussten wir nicht. Wir beschlossen deshalb, nicht mehr lange auf dieser Höhe zu bleiben, genossen aber trotzdem noch den Tag alleine. Wir kamen an verlassenen Dörfern, einer Goldmine, abgelegenen Höfen und vielen Geweihen von Marco Polo Schafen vorbei, die von der regen Jagdtätigkeit der Ausländern herrühren. Die Nacht verbrachten wir an einem kleinen Bach, der am nächsten morgen schön zugefroren war und Mattis war beeindruckt, von dem knirschenden Eis.
Wir fuhren nun weiter nach Alichur, wo wir per Zufall an frisches Brot kamen und dabei sein konnten, wie der Ofen vorbereitet und die Brote gebacken wurden.
Nach dem Dorf trafen wir auf den Rest der Gruppe und weil die einen Angst um ihr kaputtes Fahrzeug und den leeren Dieseltanks hatten, fuhren wir nur mit Beni und Sonja weiter ins Wakhan Valley. Für die nächsten zwei Wochen war nun der Panj (Grenzfluss) sowie die Aussicht auf Afghanistan unsere stetigen Begleiter.
Zwei Nächte verbrachten wir direkt nach der Einfahrt ins Wakhan Valley am Panj. Wir hatten Zeit im Sand zu spielen, zu fischen, Lagerfeuer zu machen und vorbeiziehenden Karavanen auf der afghanischen Seite zuzuschauen.
Dann ging es weiter und die Strasse war eine staubige und steinige Piste, auf welcher uns auch ab und zu Fahrradfahrer entgegen kamen.
In Mitten des Wakhan Korridors, ging es dann über einige Serpentinen runter ins Tal und wir fanden uns in einer neuen Welt wieder. In Langar war alles grün, es gab überall Aprikosenbäume und die Wasserversorgung für die Grundstücke lief über kleine Bächlein, der überall durchflossen. Auch die Leute waren ausgesprochen freundlich und als wir nach Gemüse fragten, begleitete uns ein Mann in seinen Garten und zusammen mit seiner Tochter füllten sie uns eine Tasche mit frischen Kartoffeln, Karotten und den letzten Tomaten.
Als wir dann mittags beim Wassertanken nicht mehr starten konnten, wussten wir, dass am Anlasser etwas nicht in Ordnung war und so war unser Übernachtungsplatz schon vorgegeben. Bei einer Werkstatt liessen wir den Anlasser wieder richten und konnten so am nächsten Morgen weiterfahren.
Das Tal, durch welches wir fuhren, war wunderschön und beeindruckend, mit grünen Dörfern, Menschen die die Ernte einbrachten und daneben floss der mächtige Panj. Am Vormittag besuchten wir ein kleines Museum, welches ein lokaler Gelehrter, Musiker und Schriftsteller erbaut und wunderschön hergerichtet hatte. Anschliessend wurden wir noch von einem Mann in ein Pamirhaus zum Tee eingeladen.
Mittags mussten Beni und Johannes (die Frauen und Mattis fuhren in Emma voraus) bei einer sandigen Passage gezogen werden, wir kamen uns schon fast vor wie in der Wüste.
Abends trafen wir dann wieder Altbekannte, Sven und Martina so wie Paul, Lea und Luk. Uns gefiel es allen so gut, dass wir nochmals eine Nacht länger blieben. Dann hiess es wieder einmal Abschied nehmen, wir fuhren mit Beni und Sonja weiter flussabwärts nach Ischkoschim. Dort besorgten wir einige Lebensmittel und assen in einem kleinen Restaurant lokale Leckereien.
Wir erkundeten uns nach dem wöchentlich stattfindenden Markt auf einer Insel zwischen Afghanistan und Tadjikistan. Leider war die Sicherheitslage anscheinend schon seit längerem nicht mehr so gut, weshalb der Markt schon seit einigen Monaten eingestellt war. Nachher fuhren wir alleine weiter nach Chorug in die Hauptstadt der autonomen Region Berg-Badachschan. Dort trafen wir einige sehr gut Englisch sprechende Menschen an, welche ihr Wissen an der University of Central Asia, finanziert durch die Aga Khan Stiftung, erworben hatten.
Die Stadt war allgemein kein Ort, wo wir uns länger aufhalten wollten und wir fuhren deshalb am nächsten Tag weiter. Die kommenden Tage bis ans Ende des Tales fuhren wir stets entlang des Panjes und erlebten jeden Tag beeindruckende Erlebnisse. Die Strasse war fast immer unbefestigt und es gab Strecken, da passten keine zwei Fahrzeuge nebeneinander. Auf der einen Seite gingen die Felswände in die Höhe, auf der anderen war der reissende Panj. Trotz der abenteuerlichen Strasse waren einige 40 t Sattelschlepper unterwegs, was das Kreuzen manchmal zu einem Abenteuer machte. Auch der Strassenzustand war manchmal furchteinflössend mit ausgewaschenen Stellen oder riesigen Schlaglöchern. Immer im Auge hatten wir Afghanistan, wo die Strasse noch abenteuerlicher schien, da sie oft steil hoch und wieder runter ging und oftmals Fels über die Strasse hing.
Wir sahen auf der afghanischen Seite nur kleinere Lkws und viele Menschen, die eine grosse Strecke zu Fuss zurücklegten. Auf der ca. ein wöchigen Strecke von Chorough bis ans Ende des Pamir Highways durften wir zudem an einem Hochzeit teilnehmen, assen bei einer tadjikischen Familie hausgemachte Suppe und Brot, winkten Kindern in Afghanistan zu, welche mit ihren Familien direkt am Panj zelteten und Ziegen hüteten, sahen wir Schützengräben aus dem Bürgerkrieg (1991-97) und hatten allgemein viel Kontakt zur lokalen Bevölkerung.
Am Ende des Pamir Highways gönnten wir uns noch ein leckeres Mittagessen in einem kleinen Restaurant an der Hauptstrasse, wo uns der Besitzer erzählte, dass die Fischchen direkt aus dem Panj kamen und der Weizen für das dunkle Brot von seiner Familie in den Bergen angebaut und selber zu Hause gemahlen wird.
Anschliessend fuhren wir zu einem schönen Platz, wo wir uns mit Sicht auf Afghanistan nochmals zwei Tage lang erholten.
Der ganze Pamir Highway hat uns nicht nur mit der Schönheit der Natur in den Bann gezogen, auch die lokale Bevölkerung hat unser Herz erobert.