Die Türkei – ein riesig grosses Land und nach dem was man gehört hat, soll es dort sehr schön sein und das fleissige Volk soll sehr gastfreundlich sein. Nun wurden unsere Erwartungen ein wenig gedämpft nach den neusten Informationen entgegenkommender Reisender, welche dazu rieten, das Land einfach auf schnellstem Wege zu durchqueren. Da es für uns noch zu früh war, um nach Georgien zu fahren und wir Land und Leuten kennen lernen wollten, entschlossen wir uns bei jemandem zu Helfen, wie wir es in Bosnien über helpx schon mal getan hatten. Und es dauerte auch nicht lange, da bekamen wir eine positive Antwort von Emine, die ihre Farm in der Nähe der Stadt Urla ca. 80 km westlich von Izmir hat.
Wir erreichten die Farm an einem Samstag Abend und wurden gleich mit Emine und Ali in die Geheimnisse der Qualitätskontrolle von Olivenöl eingeweiht und durften zuschauen, wie Weißwein selber gemacht wird. Es war super interessant und wir waren begeistert. Nach der ganzen Aufregung und einer erfolgreichen Suche nach einem Stellplatz für unseren zu grossen Camper gab es Abendessen mit den Eltern von Emine. Ein sehr freundliches Ehepaar, welches uns herzlichst willkommen hiess. Das Essen war super und die Unterhaltungen sehr interessant.
Am nächsten Morgen ging es schon früh los zu den Olivenbäumen – es war Olivenernte angesagt, da es bald zum Pressen gehen sollte. So mussten die restlichen Bäume in den nächsten zwei Tagen abgeerntet werden. Auch dies war interessant zu sehen, welche Arbeit hinter einem guten Olivenöl steckt und wie die Olive letztendlich in die Flasche gelangt. Das Ernten wäre auf lange Dauer kein Job für uns und so waren wir nach den zwei langen Tagen froh, dass es am nächsten Morgen zum Pressen ging. Mit dem Pick Up fuhren wir früh um 6:30 los, um die Ersten zu sein. Aus ca. 800 kg geernteten Oliven gab es 160 l Öl.
In den kommenden Tagen wurden wir zu Allroundern. Es wurde Lavendel geerntet und zum Trocknen verarbeitet sowie bereits getrockneter aussortiert. Ein Stück Zaun musste ersetzt werden und wir haben nach weiteren Löchern gesucht, durch welche Wildschweine durchschlüpfen könnten. Dabei wurde uns erst richtig bewusst, wie gross die Farm von Emine war. Mehreren tausend Oliven- sowie Mandarinenbäumen und diverse Felder mit unter anderem Artischocken. Auch der Traktor stand auf dem Tagesplan – Hänger abkoppeln, andere Maschinen ran machen, den Sommergarten pflügen – Bei Emine bestand gerade Personalmangel, da der Mitarbeiter wenige Tage nach unserer Ankunft den Job hinschmiss.
Dann das Bewässerungssystem flicken. Den Sommergarten abernten. Gemüse einkochen. Brombeeren pflegen und hochstecken. Uns um die Hühner und den Hahn kümmern, sowie Eier suchen. Und und und – absolut vielfältig und wir lernten sehr viel dabei. Es machte uns Spass und wir hoffen, dass wir Emine ein wenig helfen konnten.
So bekamen wir einen abwechslungsreichen Alltag – zum Mittag und zu Abend wurden wir immer reichlich bekocht. Das Essen schmeckte sehr und war ein tragender Indikator um runder zu werden. Wir führten viele tolle Gespräche mit den Eltern und auch mit Emine, schauten Abends auch mal Koch- oder Hausbau-Sendungen auf Englisch an oder reparierten Kleinigkeiten im Haus.
Auch das Dach des Autounterstandes war eine Baustelle, welche wir angingen, da das Holz darunter schon schimmelte. Alle Ziegel der betroffenen Seite wurden abgedeckt, die verschimmelten Platten komplett ersetzt, eine neue Abdichtung auf den Holzplatten angebracht und das Dach wieder eingedeckt. Mit dem Resultat waren alle zufrieden und wir wieder um eine Erfahrung reicher.
Aber unsere Zeit auf der Farm bestand nicht nur aus Arbeiten, so schlossen wir uns auch an einem Sonntag einer Wandergruppe rund um Ali an. Ali war nicht Emines Arbeiter, wie wir es Anfangs bei unserer Ankunft vermuteten, sondern ein guter Freund der Familie und ein „Olivenbauer in Rente“. So konnten wir die Umgebung zu Fuss erkunden, lernten ausserdem verschiedene Einheimische kennen, mit denen wir uns unterwegs auch über allerlei Dinge unterhielten und vieles über die Türken erfuhr. Dabei stellte die Gastfreundschaft eine Konstante da - überall wurden wir herzlich empfangen – hier zu einem Tee, da zu einem Kaffee. Die Wanderung endete auf einem „Mandarinenfest“, bei welchem sich alles, wie es der Name schon sagt, um Mandarinen drehte. Aber auch hier gab es allerhand andere türkische Leckereien.
An einem Mittag besuchten wir ein Weingut mit Emine inklusive einer Degustation und dem Besuch des Weinkellers, was auch sehr interessant war, um zu erfahren, wie die Türkei versucht, der Weinkultur ein Gesicht zu geben. Der Wein hatte uns überzeugt!! In Erinnerung bleibt uns auch die Fischauktion, welcher wir in Özbek beiwohnten, hier der ganz normale Weg, den Fisch an die Käufer zu bringen. Auch konnten wir den Holzofen bei Emine nutzen, was ebenfalls ein Highlight war. Wir machten Pizza und leckeres Brot und trockneten Gemüse oder Mandarinen darin. Erfahrungen sammeln hörte hier nie auf ...
Nach all diesen beeindruckenden Erlebnissen verliessen wir Emines Farm nach dreieinhalb Wochen, bereit für neue Abenteuer. Wir Wünschen Emine und ihren Eltern alles Gute für die Zukunft und bedanken uns für die tolle Zeit.