So lebten die Menschen im wahrsten Sinne des Wortes in Kappadokien vor ca. 1800 Jahren. Mönche und auch die Bewohner dieses Landstriches inmitten Anatoliens schlugen sich ihre Wohnungen in das weiche Tuffgestein, das dank eines Vulkanes allgegenwärtig ist. Wäre hier keine moderne Infrastruktur vorhanden, würde man vor bizarren Gesteinsstrukturen stehen, in welchen man sich auch eine moderne Infrastruktur unmöglich vorstellen könnte.
Die Höhlen, welche nach dem was wir gelesen haben, von christlichen Mönchen bewohnt wurden, sind absolut beeindruckend. In diesen einfachen Räumen, welche im Gesamten aber komplexe „Mehrfamilienhäuser“ sind, fanden die viele Christen zu dieser Zeit Schutz. Das weiche Gestein machte es möglich mit *wenig* Arbeit Räumlichkeiten für mehrere hundert Menschen zu errichten. Auch wurden Kirchen und Burgen in das Gestein geschlagen, wo man Schutz fand zu den Zeiten der vielen Kriege, welche hier herrschten. Vor den Christen aber machte sich schon das normale Volk die guten Eigenschaften des Gesteins zu Nutzen und schlug ganze Städte in den Fels. Durch die Besichtigung der Untergrundstadt Kaymakli, welche das Zuhause für ca. 60.000 Menschen war, sahen wir, dass die Städte dauerhaft bewohnt waren. Komplexe Wassersysteme, Belüftungsschächte, Weinkeller, geregeltes Abwasser und auch Ebenen, auf welchen das Vieh unter gebracht wurde – alles auf engstem Raum. Grossküchen für die Versorgung, Mühlen und auch Gießereien fand man in diesen Städten. Absolut beeindruckend eine solche Stadt zu besichtigen – und für grosse Menschen eine Angelegenheit, die oft gegen den Kopf geht oder in den Rücken fährt ... wie Johannes erfahren musste!
Aber nicht nur die vielen Höhlen und Untergrund Städte machen diesen Landstrich Anatoliens so eindrücklich. Auch die Formen, welche das Gestein in den vielen Tälern durch Erosion hinterliess, machen eine Besichtigung lohnenswert. Die Wandermöglichkeiten sind hier unendlich und absolut interessant. Auch der Sonnenaufgang kann hier besonders sein, wenn man Glück hat und vor den bizarren Strukturen hunderte von Ballonen aufsteigen sieht. Dazu muss man früh dran sein.
Trotz des vielen Lobs – gesehen ist gesehen! Und die Kehrseite ist der Massentourismus in den Sommermonaten, welcher von den Geschäftsleuten vor Ort genutzt wird, jedoch eine unverzichtbare Einnahmequelle der ansässigen Bevölkerung darstellt. Unendliche viele Möglichkeiten Ramsch zu kaufen – auch im Dezember bei Minusgraden stehen die Verkäufer noch vor ihren Buden und sprechen einen verkaufsorientiert, aber höflich an. Gebuchte Touren, Quad Touren, Luftballon Fahrten, Offroad - „Safari“ wie es genannt wird – kann man alles buchen. Es war uns dann doch zu viel und wir verliessen Kappadokien nach drei Nächten. Trotzdem sind wir froh, den Abstecher gemacht zu haben und können es empfehlen – am Besten in der Nebensaison.