Entgegen der Fließrichtung

Und dies auch noch vertikal – nicht laufend!!! Schwer ausgerüstet mit Equipment geht es die gefrorenen Wasserfälle hoch. Auch über das Eisklettern hatten wir schon mal mit Guga gesprochen, welcher uns zwei Wasserfälle wärmsten empfohlen hatte.

So ging es Mitte Januar das erste Mal südlich von Gori ans Eis. Der Wasserfall beeindruckte uns mindestens genauso wie das im Nichts gelegene, wundervolle Tal, in welchem er liegt. Auch wäre es uns vergönnt, Jemal kennen zu lernen, ein ansässiger Bauer, welcher nach dem Rechten im Tal schaut und somit auch ein Auge auf unsere Emma warf, während wir im Eis hingen. Wir verabredeten uns mit Guga, welcher Archil im Schlepptau hatte und so wurde der Wasserfall an einem schönen Sonntag Mittag gleich mehrmals beklommen. Ein wärmendes Feuer und genügend Verpflegung liess einen schönen Klettertag entstehen, an dem wir vier gut auf unsere Kosten kamen. Man half sich gegenseitig und probierte die verschiedenen Eisgeräte aus, oder kletterte bis ans letzte mögliche Eiszipfelchen. Diese mehrfachen Besteigungen gingen nur, weil wir uns von Anfang an mit dem Toprope anfreundeten und uns so sicherten. Gemäss Guga ist das Eis nicht geeignet, um Eisschrauben zu setzen – diesen Eindruck weckte es auch bei uns und wir fühlten uns auch sicher mit dem Toprope. Die 60 m hohe Eiswand erweckte durchaus Respekt und bei den ersten Versuchen musste man sich das ein oder andere Mal überwinden. Aber es kam schnell eine Vertrautheit in die Kletterei und wir fingen an, auszuprobieren. Schmale Stellen wie auch halbe Zapfen wurden interessanter als die einfache Eiswand. Es war super und machte Spass, das Eis zu bezwingen, sich über Techniken auszutauschen und Sicherheit zu gewinnen. Wir hatten schon zu Hause geplant, dass wir Eisklettern trotz der verbunden Strapazen wie der Schlepperei oder der Kälte in unser engeres Repertoire an Wintertätigkeiten aufnehmen wollen und dementsprechende Ausrüstung mitgebracht.

Die Eiswand die es zu bezwingen galt
Die Eiswand die es zu bezwingen galt

Noch vor unserem Trip nach Svaneti offenbarte Guga uns einen Eiskletterwettbewerb zu veranstalten und wir sicherten ihm unsere Hilfe für die Organisation und die Vorbereitungen zu. Damit stand gleichzeitig der Termin fest, an welchem wir zurück sein mussten und so kam es letztendlich, dass wir uns schon früher wieder im Tal befanden, als gedacht. Wir trafen Guga wie den Nagel auf dem Kopf auf der Fahrt ins Tal. So liessen wir auch erst gar nichts anbrennen und fingen gleich mit den Vorbereitungen an. Feuerholz sammeln, Zelte aufstellen für die Jungs, den Kletterbereich abstecken, Werbungen anbringen, den Start markieren, noch mehr Holz sammeln, dass es auch warm bleibt und zwischen drin etwas essen. Das Ganze ging in einem sehr entspannten, georgischen Arbeitstempo voran, so war von Überanstrengung keine Spur zu merken – die Kälte in dem Tal, in welchem keine Sonnenstrahlen zu finden waren und auch der Schnee der ersten zwei Tage, machten uns viel mehr zu schaffen. Aber letztendlich wurden wir rechtzeitig fertig und konnten am Samstag auf die Teilnehmer warten. Auch Sven gesellte sich zu uns, um sich ein Bild von unseren Erzählungen zu machen. So nahmen wir Samstag vormittags die ersten Minibusse in Empfang und halfen, die Verpflegung mit zu schleppen. Dies ist hierzulande noch im Teamgeist enthalten und auch die Teilnehmer und Zuschauer halfen das ganze Equipment zum Kochen und auch die Verpflegung in einem 30 minütigen Marsch zu schleppen – man wechselte sich bei schweren Sachen ab. Und es waren viele Teilnehmer und auch viele Zuschauer vor Ort (ca. 140 Personen).

Viele Besucher und viele Teilnehmer - bei dem Wettbewerb geht es um Zeit - also man muss schnell sein!!!
Viele Besucher und viele Teilnehmer – bei dem Wettbewerb geht es um Zeit – also man muss schnell sein!!!
Die jüngste Teilnehmerin im Eis - Nitsa mit Ihren 14 Jahren
Die jüngste Teilnehmerin im Eis – Nitsa mit ihren 14 Jahren …
Und der älteste Teilnehmer - Jemal ist schon über 60!!!
Und der älteste Teilnehmer – Jemal (der lokale Bauer in Gummistiefel!!) ist schon über 60!!!
Unten wird gefeiert
Unten feiert Jemal (rechts im Bild) seine erfolgreiche Erklimmung

Viele mutige Teilnehmer waren vorhanden, ca. 70 % waren das erste Mal im Eis. Es tat der Stimmung in keinster Weise Abbruch, sondern förderte diese. Die Menschen feuerten sich an, man trank zusammen Kaffe und Tee, was zur Veranstaltung dazu gehörte, sowie auch das Essen. Die Kletterer gingen Einer nach dem Anderen die Wand hoch oder scheiterten an der Zeit oder gar an einem Sturz – zum Glück wieder alles im Toprope!!!! Wir führten mit vielen tollen Sportlern gute Gespräche und lernten auch andere Reisende kennen. Mikel, ein Radreisender aus Spanien und Matthew, ein Abenteurer aus Südafrika, waren von nun an eine Erweiterung unseres Freundeskreises in Georgien. Im Ganzen betrachtet war es ein super kalter, aber dank der vielen tollen Menschen ein gelungener Tag und auch die Organisation konnte abends dank eines Biltzabbaus und helfenden Händen beim Schleppen, der Kälte entfliehen.

Es war gut Besucht - besser als wir alle dachten
Es war gut besucht – besser als wir alle dachten
Guga erklärt die Regeln - während der Registration
Guga erklärt die Regeln während der Registration
Johannes beim sichern
Johannes beim Sichern

Wir entschieden uns noch einen Tag länger zu bleiben mit alten und neuen Bekannten. So kletterten wir am Folgetag mit Matthew und Mikel zusammen und Sven feuerte uns an zusammen mit Clara. Es war ebenfalls ein gelungener Tag und wir liessen ihn zusammen in unserem Camper bei Bier, Wein, Schnaps und was noch so alle dazu gehört, ausklingen.

Den zweiten Eiskletterspot, welcher nahe Stephansminda (Kazbegi) in den Bergen bei Gveleti liegt, lernten wir erst kennen, als Guga dort zwei Wochen später einen Wettbewerb veranstaltete und wir ihm nochmals halfen. Da es sich alles ein wenig überschlug, erreichten wir den Wasserfall dieses mal später als Guga, konnten ihm trotz dessen noch bei den Vorbereitungen unter die Arme greifen. Leider blieb es auch bei den Vorbereitungen und bei einem Testklettern der Eis- und Drytooling Route. Wir mussten zeitig wieder nach Tbilisi, um einige Vorbereitungen für unser bevorstehendes Abenteuer „Schchara/Ushguli“ Basecamp zu erledigen. Trotz der kurzen Zeit vor Ort haben wir beschlossen, sobald es wieder möglich ist (nächste Saison) zurück zu kommen, da hier einige Bedingungen besser sind als im niedrigen Tal bei Gori.

Der Wasserfall in Gveleti - in der Nähe von Stephansminda
Der Wasserfall in Gveleti – in der Nähe von Stephansminda
Auch hier sollte es zur Sache gehen - wir bereiten das Eis für einen weiteren Wettbewerb vor
Auch hier sollte es zur Sache gehen – wir bereiten das Eis für einen weiteren Wettbewerb vor
Der Zustieg ist nicht ganz so komfortabel wie in Bisii
Der Zustieg ist nicht ganz so komfortabel wie in Biisi

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